Klimaschutztipps

Klimaschutztipps

Hintergründe

Der Klimawandel sowie der Klimaschutz haben viele Gesichter. Anders als konkrete Umweltveränderungen, wie z.B. der Rückgang von Ozon, sind die Klimaveränderungen auf der Erde vielschichtig, nicht geradlinig, langfristig und somit schwer zu verstehen und zu greifen. Folglich ist es ebenso schwer, konkrete Tipps zu geben, wie man den Herausforderungen des Klimawandels entgegentreten sollte.

Bereits in den 1990er Jahren ist das Konzept des 'CO2-Fußabdrucks' aufgekommen, welches darauf abzielt, den CO2-Verbrauch eines jeden Menschen in den verschiedenen Bereichen des Lebens zu bestimmen. Im Laufe der Jahre haben sich sogenannte 'CO2-Rechner' entwickelt, mit Hilfe derer ein/e jede/r den Kohlenstoffverbrauch in Sachen Fortbewegung, im Haushalt oder in der Firma berechnen kann (z.B. hier). Ziel dieser Rechner ist, jeden Menschen dazu zu bewegen, den Treibhausgasausstoß individuell und gezielt zu verringern. Was erst einmal logisch erscheint, birgt aber Risiken: Was oftmals übersehen wird ist der sogenannte 'Rebound-Effekt'. Der Rebound-Effekt tritt ein, wenn jemand eine bestimmte Entscheidung trifft – zum Beispiel ein Hybridauto anstelle eines Benziners kauft – aber dann das durch den geringeren Benzinverbrauch eingesparte Geld für etwas anderes nutzt, wie etwa eine lange Flugreise. Die Gesamtwirkung kann in einem solchen Fall tatsächlich zu einem Anstieg der CO2-Emissionen führen.

Hierbei muss allerdings berücksichtigt werden, dass oftmals kritisiert wurde, dass das Konzept des 'CO2-Fußabdrucks' ein Konzept sei, das insbesondere seitens der Ölindustrie verwendet wurde und wird, um den Fokus auf das Individuum zu lenken. Das heißt, dass es im Interesse der Öl-Lobby ist, von den eigenen Treibhausgasemissionen abzulenken, in dem sie das Individuum als Haupt-Emitter durch eine großangelegte Bewerbung des CO2-Fußabdrucks darstellt. Dabei ist schon lange klar: ca. 100 Produzenten verursachen gut 70% der weltweiten Emissionen und Ölkonzerne rangieren ganz oben. British Petroleum (BP), zum Beispiel, bewirbt die individuelle Reduktion des CO2-Fußabdrucks regelmäßig, fordert Individuen somit dazu auf, weniger zu reisen, weniger Fleisch zu essen oder auf umweltfreundliche Mobilität umzusteigen. Gleichzeitig aber investierte 2018 der Konzern lediglich 2,3% in erneuerbare Energien und hat sich 2019 sogar das größte Öl- und Gasvorkommen in Texas seit 20 Jahren gesichert. Auch andere Konzerne wie Total, Shell oder ExxonMobil investierten in jenem Jahr jeweils lediglich 4,3%, 1,3% und 0,22% ihres Budgets in erneuerbare Energien. 

Aus einer Studie des renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) aus dem Jahre 2008 ging hervor, dass in den Vereinigten Staaten selbst obdachlose Menschen mit etwa 8,5 Tonnen CO2 pro Jahr einen höheren CO2-Verbrauch aufweisen als der weltweite Durchschnitt mit rund 4 Tonnen. Dies liegt folglich nicht am Verhalten des Individuums, sondern ist auf die staatlichen und sozialen Unterstützungsleistungen zurückzuführen, die aufgrund ihres hohen Energie- und Ressourcenverbrauchs aus nicht erneuerbaren Energien in Bereichen wie Gesundheitsversorgung, öffentlicher Infrastruktur und Nahrungsmittelhilfe indirekte Emissionen verursachen. Und hier kommen die Öl- und Gaskonzerne ins Spiel, die durch einen möglichen Umstieg auf erneuerbare Energien diese Emissionsrate reduzieren könnten.

Dies soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass jede/r Einzelne einen Einfluss hat. Wichtig zu betrachten ist, dass jede individuelle Entscheidung einen Einfluss auf das Große Ganze, das System, ausübt, in dem sich das Individuum bewegt. Obwohl z.B. die vermehrte Nutzung klimafreundlicher Verkehrsmittel und die damit verbundenen Reduktionen in Treibhausgasen mit den großen Ölkonzernen nicht mithalten kann, birgt sie das Potenzial, andere zu inspirieren und einen systemischen Wandel mit sich zu bringen - eine Herangehensweise, die auch der Weltklimarat in seinem 6. Sachstandsbericht von 2022 fordert.     

Was können Sie tun?

Wichtig ist, dass wir uns nicht beirren lassen: Die Hauptlast der Emissionen liegt bei der Industrie und als Individuum kann man tatsächlich relativ wenig erreichen. Nichtsdestotrotz:

Wir sind Teil eines größeren Ganzen und tragen eine kollektive Verantwortung, die nur gemeinsam umgesetzt werden kann.

Somit ist es essenziell wichtig, individuelle Entscheidungen mit systemischer Veränderung in Einklang zu bringen. Somit ergeben sich, basierend auf der Fachliteratur, folgende Tipps zum nachhaltigen und wirksamen Klimaschutz:

  • Nachhaltig leben mit den '6 Rs'

    Wo nichts gebraucht wird, wird auch nichts produziert.

    • Unnötige Verpackungen und Einwegprodukte ablehnen (Refuse) und Abfall reduzieren (Reduce), um Ressourcen zu schonen. 
    • Gegenstände mehrfach nutzen (Reuse) und defekte Dinge reparieren (Repair), statt sie wegzuwerfen.
    • Wertstoffe richtig trennen (Recycle) und organische Abfälle in den natürlichen Kreislauf zurückführen (Rot), um Emissionen zu senken.

    Aus Umweltsicht ist der beste Abfall derjenige, der gar nicht erst entsteht. Dies schont nicht nur unseren Geldbeutel, sondern spart Energie und senkt Emissionen.

  • Effiziente Wärmeversorgung durch Kommunale Wärmeplanung

    Eine nachhaltige Zukunft beginnt mit durchdachter Energieversorgung durch die Kommunale Wärmeplanung.

    • Nutzen Sie die Vorteile einer klimafreundlichen Wärmeversorgung.
    • Informieren Sie sich über nachhaltige Wärmequellen in Ihrer Gemeinde.
    • Beteiligen Sie sich an der kommunalen Wärmeplanung und gestalten Sie die Energiezukunft mit.

    Eine vorausschauende Wärmeplanung schützt nicht nur das Klima, sondern sorgt auch für eine unabhängige, zukunftsfähige und kostengünstigere Energieversorgung

  • Engagement für Umwelt- und Klimaschutz und strukturelle Veränderungen

    Wenn wir nur im Kleinen handeln, hört die Politik nicht mit.

    • Beteiligen Sie sich an Umweltprojekten und Initiativen auf kommunaler Ebene.
    • Nutzen Sie Möglichkeiten zur Bürgerbeteiligung, z. B. bei lokalen Klimaschutzprogrammen oder Nachhaltigkeitsdialogen.
    • Informieren Sie sich über umweltfreundliche Maßnahmen und Unterstützung von Veränderungen, die zu einem nachhaltigen Gemeinwesen beitragen.

    Individuelles Handeln ist essenziell – doch erst gemeinsam schaffen wir die Veränderungen, die unsere Umwelt und unsere Gemeinde nachhaltig gestalten.

  • Nachhaltige Mobilität fördern

    Eine gut durchdachte Mobilität spart Ressourcen, reduziert Emissionen und erhöht die Lebensqualität in unserer Gemeinde.

    • Nutzen Sie öffentliche Verkehrsmittel, das Fahrrad oder Carsharing, um umweltfreundlich mobil zu sein.
    • Unterstützen Sie eine bessere Infrastruktur für Rad- und Fußverkehr.
    • Informieren Sie sich über nachhaltige Mobilitätsangebote in Ihrer Region.

    Nachhaltige Verkehrsentscheidungen wirken nicht nur individuell, sondern tragen dazu bei, eine zukunftsfähige und umweltfreundliche Mobilitätsstruktur zu stärken.

  • Finanzielle Entscheidungen nachhaltig gestalten

    Jede finanzielle Entscheidung hat Auswirkungen.

    • Informieren Sie sich über nachhaltige Finanzprodukte und deren Umweltwirkung.
    • Achten Sie bei Versicherungen und Altersvorsorge auf ökologische und soziale Aspekte.
    • Unterstützen Sie Unternehmen, die ressourcenschonend und umweltbewusst wirtschaften.

    Indem viele Einzelne achtsam wirtschaften, können gemeinsam Anreize für eine ressourcenschonende und zukunftsfähige Wirtschaft geschaffen werden.

Quellen

Leaving our mark | MIT News | Massachusetts Institute of Technology

Abfälle im Haushalt | Umweltbundesamt

The Carbon Footprint Sham | Mashable

Sixth Assessment Report — IPCC

IFEU-MBW_Fleisch_Bericht_2013-final.pdf 

Carbon footprint | Definition, Examples, Calculation, Effects, & Facts | Britannica

Individualism and the adoption of clean energy technology - ScienceDirect