Wohin gehen die Temperaturen im Raum Celle?
Das jährliche Wetter verändert sich merklich. Nicht nur regnet es scheinbar mehr, auch werden die Winter anscheinend immer wärmer.
Was ein Gefühl zu sein scheint, ist auch messbar. Der Weltklimarat (IPCC) hat 2023 festgestellt, dass die weltweite Durchschnittstemperatur zwischen 2011-2020 im Vergleich zu 1850-1900 um 1.09°C zugenommen hat. Dies scheint nicht viel zu sein, doch ein solcher Anstieg hat große Auswirkungen auf das zerbrechliche Gleichgewicht des globalen Klimasystems, was zu stärkeren Starkregenevents, Stürmen oder Hitzewellen führt. Die verheerenden Fluten im Ahrtal 2022 oder an der südöstlichen Küste Spaniens in 2024, der zerstörerische Hurricane ‚Beryl‘, der in eigentlich Hurricane-freien Gebieten in der Karibik zugeschlagen hat, oder der weltweite Hitzeindexrekord[1] von 82.2°C im Süden Irans sind auch auf diese Entwicklungen zurückzuführen.
Beobachteter Temperaturanstieg im Raum Celle
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Seit 1940 gibt es für Celle tägliche Klimadaten. Diese wurden bis 1978 vom Deutschen Wetterdienst (DWD) (Station 848) und seitdem von der Bundeswehr (Station 850) erhoben. Die Gesamtdaten können vom DWD angefordert werden.
Das Schaubild zeigt, dass die Monatstemperaturen im Vergleich zum Monatsmittel 1971-2020 starken Schwankungen unterlegen waren. Auch wurden stark schwankende Jahresmitteltemperaturen gemessen, die allerdings bis 2024 einen durchschnittlichen Anstieg um 0.057°C pro Jahr aufweisen. Die mittleren Kreise im linken Schaubild sowie die Temperaturkurve verdeutlichen dies. Monatliche und auch jährliche Schwankungen können somit nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Durchschnittstemperaturen in unserem Raum deutlich angestiegen sind: Während das Jahresmittel im Zeitraum 1940–1982 noch bei 8,69 °C lag, erhöhte es sich in der zweiten Hälfte des Bemessungszeitraums auf 9,95 °C. Es hat also eine Erhöhung der Durchschnittstemperatur von 1.26°C stattgefunden.
Insgesamt fällt auf, dass die Farbgebung der Kreise einen deutlichen Trend von kühleren (blau) bis zu wärmeren (rot) Temperaturen über die Jahre zeigt. Dies ist insbesondere der Fall für die Sommermonate Juni, Juli und August, welche zunehmend rot eingefärbt sind. Im Frühling und im Herbst (März, Mai, September, Oktober) kann ein moderater Erwärmungstrend festgestellt werden, wohingegen die Erwärmung im Winter insbesondere seit den 1990er Jahren erkennbar zunimmt.
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Auch das zweite Schaubild zeigt, wie die Temperaturen in Celle ansteigen, diesmal symbolisiert an den abweichenden Jahresmitteltemperaturen im Vergleich zum Jahresmittel des Zeitraums 1971-2020. Hier wird deutlich, dass insbesondere seit den frühen 1990er Jahren eine Änderung eintritt, die allerdings seit der Jahrtausendwende eine stetig steigende Abweichung der Jahresmittel darlegt.
Mögliche Szenarien für Celle
Um abschätzen zu können, wie sich die Temperaturen in Celle entwickeln werden, sind drei Projektionen des IPCC hilfreich. Diese wurden mithilfe Künstlicher Intelligenz und unter besonderer Berücksichtigung des natürlich auftretenden Klimaphänomens ENSO (El Niño-Southern Oscillation), das erheblichen Einfluss auf globale und regionale Klimamuster wie Temperatur- und Niederschlagsveränderungen hat, und basierend auf den Szenarien der IPCC erstellt
Die Projektionen gehen bis 2100 von folgenden Szenarien aus:
- Treibhausgasemissionen werden deutlich gedrosselt, was den sogenannten Strahlungsantrieb - also die Erwärmungswirkung durch die Treibhausgase - verringert und den Energiehaushalt der Erde mehr oder minder wieder ins Gleichgewicht bringen kann (Geminderte Emissionen, SSP1-1.9).
- Treibhausgasemissionen bleiben ungefähr gleich, wie auch der damit verbundene Strahlungsantrieb (Business-as-usual, SSP2-4.5).
- Treibhausgasemissionen nehmen zu, was den Strahlungsantrieb deutlich verstärkt (Erhöhte Emissionen, SSP5-8.5).
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Das Diagramm zeigt die beobachteten Temperaturen für Celle, die potenziellen Mittelwerte der unterschiedlichen Szenarien sowie die Bandbreite der möglichen Temperaturentwicklungen bis 2100. Hier wird deutlich, dass trotz stark gedrosselter Emissionen, die Durchschnittstemperaturen nach wie vor ansteigen würden, allerdings deutlich abgeschwächter (SSP1-1.9). Im zweiten Szenario, also Business-as-usual (SSP2-4.5), bleibt die Temperaturentwicklung ungefähr gleich und im Jahre 2100 können Durchschnittstemperaturen erreicht werden, die mehr als doppelt so hoch sind, wie noch 1940. Das dritte Szenario (SSP5-8.5) geht davon aus, dass die Treibhausgasemissionen zunehmen. Somit nimmt auch die Temperaturerhöhung zu, welche bis 2100 Durchschnitte von 16°C erreichen kann.
Insbesondere das zweite und dritte Szenario sind besorgniserregend, da diese hohen Durchschnittstemperaturen eher subtropischen Klimazonen entsprechen. Dies würde bedeuten, dass sich die heimische Tier- und Pflanzenwelt sowie sich uns bekannte Wetterlagen merklich verändern würden. Eine Zunahme von Starkregen und anderen Extremwetterphänomenen wären wahrscheinlich, was eine grundlegende Umstrukturierung der Gesellschaftsstruktur nach sich ziehen würde. Auch die Grundwasserpegel würden im Sommer merklich sinken, da die Wasservorräte für die Landwirtschaft gebraucht würden.
Somit ist es an uns allen, diese beiden Szenarien zu vermeiden und dem bestehenden Trend entgegenzuwirken. Jede/r kann einen Teil beitragen und als Kommune – unter mehr als 10.000 Kommunen in Deutschland – ist es uns möglich, Deutschlands Klimaziele zu erreichen und den Klimawandel zu bremsen.
[1] Der Hitzeindex beschreibt die wahrgenommene Temperatur unter Berücksichtigung der Luftfeuchtigkeit.