Hintergründe Starkregen

Hintergründe zu Starkregen

Was ist Starkregen?

Unter Starkregen versteht man lokal begrenzte Niederschläge von relativ kurzer Dauer. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat drei Schwellenwerte definiert: 

  • Regenmengen 15 bis 25 l/m² in 1 Stunde oder 20 bis 35 l/m² in 6 Stunden (Markante Wetterwarnung)
  • Regenmengen > 25 bis 40 l/m² in 1 Stunde oder > 35 l/m² bis 60 l/m² in 6 Stunden (Unwetterwarnung)
  • Regenmengen > 40 l/m² in 1 Stunde oder > 60 l/m² in 6 Stunden (Warnung vor extremem Unwetter)

Um die Einordnung eines Starkregenereignisses zu erleichtern, wurde ein Starkregenindex (SRI) eingeführt, der eine Vergleichbarkeit von Starkregenereignissen unabhängig von lokalen und regional Niederschlagsunterschieden ermöglicht. Während der Index 1 einen „normalen“ Starkregen beschreibt, der in den Sommermonaten häufiger fällt, beschreibt der Index 12 einen extremen Starkregen, der sehr selten fällt. Daraus folgt: Je höher der Indexwert, desto höher die Überflutungsgefahr. 

Starkregenindex; Schaubild reproduziert von Gemeinde Wietze in Anlehnung an Meinhard Weidner (Hamburg Wasser),  csm_Grafik_Starkregen_37ff2c54b1.jpg (1280×300)

 

Gefahren durch Starkregen

Obwohl die Auswirkungen von Starkregen sehr unterschiedlich und abhängig von den naturräumlichen und infrastrukturellen sowie den meteorologischen und bodenkundlichen Gegebenheiten sind, kann er schnell zur Gefahr für Leib und Leben werden und erhebliche materielle Schäden verursachen. In Gebieten mit Senken und unterhalb abflussintensiver Hanglagen besteht ein erhöhtes Risiko für Schäden an Bebauung und Infrastruktur durch Überflutungen. In urbanen Siedlungen können die örtlichen Bebauungsstrukturen natürliche Abflusswege beeinflussen, beispielsweise entlang von Straßenrändern. Mitgerissenes Treibgut und abgetragener Boden können zudem oberirdische Gewässer und Abflusswege blockieren, was die Zuführung von Wasser zur Regenwasserkanalisation behindert und Überschwemmungen zusätzlich verschärft.

Starkregenereignisse in Niedersachsen und in Celle

Seit Beginn der ersten Aufzeichnungen im Jahre 1881 bis heute haben die Niederschlagsmengen in Niedersachsen um ca. 100 mm leicht zugenommen, allerdings mit einem klaren Trend. Überdies nehmen die Unterschiede in den jährlichen Niederschlagsmengen zu: Während im Jahr 2007 mit 1007 mm die bislang höchste Niederschlagsmenge gemessen wurde, war das Jahr 1959 mit lediglich 400 mm das trockenste, gefolgt von 2018 mit rund 500 mm. 

Mittlerer Jahresniederschlag in Niedersachsen von 1881-2018 basierend auf Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) © NLWKN, 2019. 

Mit Hilfe von Radardaten der Jahre 2001 bis 2002 konnte das Niedersächsische Umweltministerium in Niedersachsen insgesamt 715 Starkregenereignisse mit einer Wiederkehrzeit von 100 Jahren (also SRI ≥ 7) aufzeichnen. In der folgenden Abbildung ist das Zentrum des Niederschlaggebiets entsprechend seiner Flächengröße und seiner maximalen Intensität nach Starkregenindex (SRI) abgebildet. Es ist erkennbar, dass Starkregen überall unabhängig von der Topographie auftritt

 

Diese jährlichen Unterschiede lassen sich auch für den Raum Celle bestätigen, wie das Schaubild, welches basierend auf Daten 1979-2024 des Deutschen Wetterdienstes (DWD) erstellt wurde, zeigt. Allerdings kann für den Zeitraum kein ansteigender, eher ein leicht abnehmender Niederschlagstrend festgestellt werden.

Jährliche Niederschläge in Celle 1979-2024 © Gemeinde Wietze, 2025. 


Obwohl die Niederschlagsmenge an sich nicht zugenommen hat, trifft dies nicht auf Starkregenereignisse zu. Wie das Schaubild zeigt, beträgt der Hauptanteil der Niederschläge eine Menge von 10-20 mm in 24 Stunden. 'Ausreißerjahre' sind 2002 und 2007, als sich die täglichen Niederschläge zwar in diesem Rahmen befanden, aber mit 25 bzw. 28 Ereignissen deutlich über dem Durchschnitt von knapp 13 lagen. Seit 2002 ist ein Anstieg der Niederschläge zwischen 30-40 mm und 40-50 mm zu erkennen. Fast jedes Jahr seit 2002 weist mindestens ein Ereignis zwischen 30-40 mm oder mehr auf, was in den Jahren zuvor deutlich seltener war. Auch Ereignisse von über 50 mm treten zwar nach wie vor selten, aber dennoch wesentlich häufiger auf. Zwischen 1979-2001 ist keines dieser Starkregenereignisse verzeichnet worden, seit 2002 allerdings gleich vier Mal. Die bisher stärksten aufgezeichneten Niederschläge traten am 17. Juli 2002 auf: 90.1 mm innerhalb von 24 Stunden, gefolgt von 41.6 mm am darauffolgenden Tag. Obwohl dies bisher noch keinen Katastrophenfall ausgelöst hat, wird jedoch deutlich, dass die Niederschlagsintensität im Raum Celle zunimmt. Somit ist anzunehmen, dass in Zukunft auch extreme Unwetter auftreten werden.

Niederschlagsereignisse in Celle 1979-2024 © Gemeinde Wietze, 2025