Klimaretter Moor
Moore nehmen insgesamt lediglich 3% der Landoberfläche der Erde ein, in Deutschland beläuft sich dies auf ca. 5% (ca. 1,8 Millionen Hektar). Was aber nicht unbedingt bekannt ist, ist die Tatsache, dass Moore einen wesentlichen Teil des Weltklimas beeinflussen - und zwar durch ihre Fähigkeit, große Mengen an Kohlenstoff zu speichern: Es wurde berechnet, dass intakte Moore weltweit bis zu 700 Gigatonnen aufnehmen können und somit als langfristige Kohlenstoffsenken fungieren. Dies ist ein Vielfaches der derzeitigen Emissionen, die 2024 mit 57,1 Gigatonnen einen neuen Rekordwert erreicht haben. In Deutschland ist in Moorböden genau so viel Kohlenstoff gespeichert wie in allen deutschen Wäldern. Dies zeigt, dass Moore uns somit helfen können, den CO₂-Anteil in der Atmosphäre drastisch zu verringern.
Klimakiller Moor
Trotz des enormen Potenzials von Mooren, das Klima positiv zu beeinflussen, bergen sie auch Gefahren, da sie durch den Klimawandel selber, durch Brandrodung und vom Menschen verursachte Entwässerung massiv gefährdet sind. Moore speichern insbesondere durch ihre Wassersättigung Kohlenstoff, welcher sich u.a. durch abgestorbene Torfmoose als Torf in den Mooren über Jahrhunderte angesammelt hat. Durch immer weiter fortschreitende Trockenheit und durch Trockenlegung sinkt der Wasserspiegel, während der gespeicherte Kohlenstoff an die Atmosphäre abgegeben wird. Dieser Prozess wird als 'Torfoxidation' bezeichnet. Somit verwandelt sich die CO₂-Senke also in eine CO₂-Quelle, was dazu führt, dass der derzeitige Beitrag degradierter Moore zum globalen CO₂-Ausstoß mit 5-10% bemessen wurde. Dies ist sogar mehr als der weltweite Flugverkehr zu den Emissionen beiträgt!
Restaurierung von Mooren als Klimaschutzmaßnahme
Um diesen negativen Effekten entgegenzutreten, ist es wichtig, Moore in ihren ursprünglichen Zustand zurückzubringen. Dies kann durch Wiedervernässung erreicht werden, wobei sich gezeigt hat, dass biodiversitäts- und hydrologische Funktionen oftmals gestört bleiben. Die völlige Regeneration von Biodiversität und Hydrologie hat sich in der Vergangenheit als sehr langwierig und unsicher gestaltet. Trotzdem reduziert die Wiedervernässung die CO₂-Emissionen aus Mooren und kann die Kohlenstoffspeicherung reaktivieren. Erfolgreiche Projekte in Kanada und Schottland haben gezeigt, dass Fortschritte erzielbar sind, aber eine vollständige Rückkehr zur ursprünglichen Funktion nur schwer zu erreichen ist.
Der Hauptgrund für diese Schwierigkeiten liegt in der Komplexität von Moor-Ökosystemen. Ein Kernelement hierbei ist die sogenannte 'Ökosystem-Resilienz' von Mooren. Ökosystem-Resilienz bezeichnet die Fähigkeit eines Ökosystems, Störungen (z. B. Klimawandel, natürliche Katastrophen oder menschliche Eingriffe) zu widerstehen, sich anzupassen und sich nach Veränderungen oder Schädigungen zu regenerieren, ohne seine grundlegenden Funktionen und Strukturen dauerhaft zu verlieren. Diese ist bei Mooren durch Wasserstauung, welche Sauerstoffmangel verursacht und somit den Torfabbau verlangsamt, bestimmte Moosarten, die Wasser speichern und den pH-Wert senken, und durch Mikrostrukturen wie Höhen und Senken, die die Wasserregulierung unterstützen, natürlich gegeben.
Um Moore vollständig renaturieren zu können, müssen demnach viele Faktoren berücksichtigt werden, was Restaurierungsmaßnahmen langfristig und teuer macht und Erfolge regional unterschiedlich sein können. Und auch nach der Wiedervernässung bleiben degradierte Moore oftmals CO₂-Quellen, was wissenschaftliche Langzeitbeobachtungen nötig macht, um die Resilienz von Mooren besser verstehen zu können.
Die erkannte Relevanz von Mooren
Nicht nur die Wissenschaft, sondern auch die Politik hat die Wichtigkeit von Mooren als Kohlenstoffsenke und -Emittenten erkannt und der Schutz von Mooren ist ein inhärenter Bestandteil nationaler Klimaschutzstrategien geworden. So auch in Deutschland, wo 2022 eine Nationale Moorschutzstrategie verabschiedet wurde, die Wiedervernässung und nachhaltige Bewirtschaftung bisher entwässerter Moorböden als zentrale Maßnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen und zur Erhaltung der Biodiversität vorantreibt. Die Strategie setzt auf freiwillige Kooperationen, finanzielle Anreize sowie Forschung und Entwicklung, um neue nachhaltige Nutzungsformen wie Paludikultur -die nasse Bewirtschaftung von Mooren - zu fördern und gleichzeitig die Wasser- und Nährstoffhaushalte der Landschaft zu stabilisieren.
Auch im Rahmen internationaler Bestrebungen, das Klima zu schützen, sind Moore anerkannt worden: so bezieht sich das Pariser Abkommen explizit auf den Schutz von natürlichen Kohlenstoffsenken und auch die 26. Vertragsstaatenkonferenz des UN-Klimarahmenabkommens UNFCCC hat 2021 den Schutz von Mooren in den Mittelpunkt gestellt. Ob diese Initiativen langfristig Erfolg haben werden, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vorhergesagt werden. In Anbetracht der immer weiter steigenden Emissionen ist es allerdings um so wichtiger, die heimischen Moore nicht nur zu schützen, sondern auch Mittel und Wege zu finden, diese zu renaturieren.